Die Neunmalklugen oder Siebengescheiten
Eva Herman
Der Spieß hat sich von selbst umgedreht, so ganz allmählich, Stück für Stück. Gewiss, es hat lange gedauert, bis ich endlich erkennen musste, dass ich die Welt nicht retten kann. Weder kann ich die Welt retten, noch ist es möglich, geistesträge Mitmenschen wachzurütteln, um sie auf die vielfältigen Gefahren hinzuweisen, die wie ein vollbeladener Güterzug auf uns zurasen.
Der Prozess hat wirklich lange gedauert, viele, viele Jahre lang, bis sich das alles von einem vorsichtigen Ahnen bis zur unumkehrbaren Erkenntnis konkretisierte. Ich hatte derweil alles gegeben, sogar meinen gutbezahlten Job, meinen viele Jahre lang erarbeiteten, guten Leumund, meine wirtschaftliche Sicherheit. Viele angebliche Freunde und »gute« Kollegen waren ebenfalls schon bald über alle Berge.
Es ging um unsere Zukunft, unser Fortbestehen
Jawohl, ich wollte tatsächlich die Welt retten, oder zumindest unser Land. Damit meine ich vor allem unsere Kinder, Mütter, Väter, um es kurz auszudrücken: Mir ging es um unsere Zukunft, um unser Fortbestehen.
Doch nun hat sich der Spieß umgedreht, fast wie von selbst: Neulich erst schnappte der letzte Zentimeter ein, damit war es dann geschehen. Genau anders herum ist es jetzt. Und ganz ehrlich: Ich fühle mich leichter, ein enormer Druck ist abgefallen. Jetzt will ich weder die Welt retten, noch unser Land. Ich habe eingesehen, dass es nicht möglich ist. Du kannst weder missionieren noch etwas ändern, sie wollen es nicht.
Bloß nicht nachdenken, nur nicht etwas am eigenen Leben ändern müssen. Lieber weiter so im Trott, bis zum bitteren Ende, das von einigen ja durchaus schon erahnt wird. Dafür haben sie etliche Gegenargumente parat, die noch flacher sind als meine schöne Heimat Ostfriesland.
Unser Land wird islamisiert – lächerlich?
Wir wollen diese Leute für diesen Aufsatz einmal die Siebengescheiten nennen, andere sagen auch Neunmalkluge. Das Schlimme ist: Viele dieser Siebengescheiten sind ja eigentlich ganz nett. Du kannst Dich gut mit ihnen unterhalten über alle möglichen Themen, sie wirken so normal und freundlich, so wie früher. Aber sobald Du nur mit den Themen anfängst, mit »diesen Themen«, da schauen sie Dich an, mit kreisrunden, weit aufgerissenen Augen, und sie verstehen Dich nicht mehr. Als sei es eine Geschichte vom anderen Stern, die Du berichtest: Unser Land wird derzeit islamisiert. ´Das ist doch lächerlich`, pflegen die Siebengescheiten dann zu sagen, ´nur eine vorübergehende Sache, ganz gewiss nicht angenehm. Aber so schlimm ist es nun auch wieder nicht, mach mal halblang`.
Achtung, Nazifalle!
Sie schauen Dich dann auch an, als ob gleich die Nazifalle zuschnappt, die Siebengescheiten können nämlich ziemlich unangenehm werden. Nein, sie wollen nicht verstehen, dass uns jetzt dasselbe Schicksal droht wie einst dem Irak, dem Iran, Libyen, Syrien, Jugoslawien usw. Vor einigen Jahrzehnten noch gab es in diesen Ländern weitgehend Frieden zwischen den verschiedenen Religionen, die Menschen lebten nebeneinander und miteinander. Natürlich flammten hier und da Stammesfehden auf, doch sie konnten stets in Grenzen gehalten werden.
So genau hätten die Siebengescheiten da noch nicht hingeschaut, sagen sie dann meist. Auch nicht, als sich unser Land an den NATO-Einsätzen beteiligte. Nein, mit Auslandspolitik muss man sich halt auskennen, da halten wir uns lieber heraus.
Ich bin fertig mit ihnen, diesen Siebengescheiten
Ja, die Siebengescheiten. Zum Glück bin ich fertig mit ihnen. Ich erkläre ihnen nichts mehr, dieser innere Drang hat endlich aufgehört, zu existieren. Denn die Siebengescheiten sind es gar nicht wert. Perlen vor die Säue. Seit 2015 konkretisierten sich hier im Land ganz deutlich die Indizien. Und nun? Ja, klar, sagen die Siebengescheiten, alles Einzelfälle.
Wirklich? Sie glauben es immer noch nicht, dass die Verhältnisse jetzt unumkehrbar geworden sind. Unsere Kinder lernen seit Neuestem islamische Rituale in der Schule, dagegen verschwinden christliche Symbole zunehmend aus dem Blickfeld. Die Ernährung in Kantinen und Schulen ist zunehmend Halal, das Schächten der Tiere, wogegen einst Grüne und Greenpeace wie auch Tierschutzvereine Sturm liefen, ist längst im Alltag angekommen.
Hijab und Burka auf internationalen Laufstegen
Die Haute Couture-Createure in Paris, Mailand und New York bringen Hijab und Burka auf die internationalen Laufstege, die Pret-a-Porter-Fashion zieht nach, schließlich kommt die neue Mode bei beherrschenden Globalistenketten wie H&M an. Alles normal, finden die Siebengescheiten, sogar chic ist es.
Sie stören sich auch nicht an den Fakten, dass die immer noch täglich einströmenden Migranten einen hohen Anteil an Kriminellen, gar an Terroristen haben, die jetzt Furcht, Schrecken, Gewalt und Mord verbreiten.
Seelenruhe bei umwälzenden Vorgängen
Die Siebengescheiten, sie bleiben völlig ungerührt. Keine Anzeichen von Sorge oder Furcht. Selbst ihre Rente, ihre Altersversorgung, all ihre Sicherheiten des Sozialssystems, es scheint den Siebengescheiten nicht so wichtig zu sein. Sonst würden sie wohl etwas genauer die derzeitigen Aushöhlungsvorgänge beobachten.
Die Siebengescheiten scheren sich auch nicht darum, dass unter den Millionen Einwanderern tatsächlich auch wirkliche Flüchtlinge sind, die genauso in unmenschlichen Auffanglagern landen und hier, genau wie in ihrer Heimat, Null Zukunft haben wie auch der Millionenrest. Diese Differenzierung bereitet den Siebengescheiten offenbar viel Mühe, weswegen sie alle kurzerhand als Flüchtlinge bezeichnen. Aber gut, das macht die Kanzlerin schließlich auch.
Keine Verantwortung mehr
Der Ballast ist fort: Ich fühle keine Verantwortung mehr für die derzeitigen Vorgänge in unserem Land. Der Glanz des Dichtens und Denkens ist längst verloschen, er ist nicht mehr zurückzuholen. Heute bestimmen die Siebengescheiten das Bild. Die Siebengescheiten werden Ende September eine neue Regierung wählen. Und nichts wird sich verändern. Ich habe mich entschlossen, den Siebengescheiten jegliches Gespräch zu entziehen: Ich rede nicht mehr mit ihnen. Der Ballast ist damit abgefallen. Mir geht es gut. Die momentane Entwicklung könnte auch nur ein Übergang sein in eine neue Zeit.
Zuerst erschienen bei Preussische Allgemeine Zeitung
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