Ministerin Schwesig: Seelenqualen ins Grundgesetz
Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig hat am 21. November 2016 der schon lange im politischen Parteien-Dunstkreis gärenden Forderung Nachdruck verliehen, Kinderrechte ausdrücklich im Grundgesetz festzuschreiben. Doch sind Kinderrechte nicht sowieso ganz automatisch Menschenrechte? Wozu diese Idee also? Was steckt in Wirklichkeit hinter dem Vorstoß? Fakt ist, dass mit einer solchen Entscheidung eine erhebliche Entrechtung der Eltern –juristisch legitimiert! – erreicht werden soll.
Ich möchte ein Gedankenmodell durchspielen: Seit der Amtsausführung von SPD-Familienministerin Renate Schmidt im Jahr 2002 findet in der Bundesrepublik ein aggressiv-dynamischer, flächendeckender Ausbau von Kinderkrippen statt. Die dazu gehörende politische Vorbereitungs-Propaganda-Maschine des durch Alice Schwarzer nachdrücklich vertretenen Feminismus –Programms läuft dagegen noch viel länger: Dieses Umerziehungs-Experiment wird seit Ende der sechziger Jahre in die Hirne der Gesellschaft gespült: «Frauen sollen sich unabhängig machen von Mann und Kindern! Frauen sind einzigartig! Frauen sollen die Arbeitswelt erobern! Frauen sind besser als die Männer! Frauen können alles, Männer dagegen nix»! Mit dieser kämpferischen Doktrin, die von den Massenmedien durchgängig mit Siegesgejohle flankiert wurde, brach die Geburtenrate in Deutschland ein: Frauen hatten keine Zeit mehr für ihre Kinder, sie machten «Karriere». Dass ein Hamsterrad von innen unterdessen genauso aussieht wie die berühmte Karriereleiter, hatte niemand in dem beispiellosen Hype Zeit zu erklären gehabt.
Weiter im Gedankenmodell: Während bis in die siebziger, achtziger Jahre hinein der Begriff frühkindliche Bindung eine wichtige Empfehlung von Kinderärzten und Bindungsforschern darstellte, ging man, klassischer Propagandamethoden gemäß, dann folgendermaßen vor:
Aus dem Begriff frühkindliche Bindung zauberte man durch das Auswechseln eines einzigen Buchstaben kurzerhand einen politisch scharf kalkulierten und ausgeklügelten, neuen Begriff mit genau der gegensätzlichen Bedeutung: Frühkindliche Bildung! So hieß es fortan in Funk & Fernsehen, in Zeitung und Illustrierte, das Wichtigste im Leben eines Kindes sei die Krippe, da hier allein das Sehnsuchtsziel der frühkindlichen Bildung zu finden sei. Und nicht etwa zuhause bei der Mutter. Es ging nicht mehr etwa um Herzensbildung und Seelenbindung, sondern alleine noch um die zum politischen Ideal erhobene frühkindliche Bildung!
Immer stärker wurden Ansehen und die von der Natur verliehenen Fähigkeiten der Mütter in Politik und Medien herabgewürdigt, immer entschiedener lauteten die Forderungen nach dem Krippenausbau! Und der damit angeblich verbundenen frühkindlichen Bildung.
Heute ist es für junge Eltern extrem schwer geworden, sich diesen Forderungen noch zu widersetzen: Weder darf man sein Kind flexibel bringen und abholen, noch darf man sich den inzwischen nicht nur politisch-medialen, sondern auch gesellschaftlichen Erwartungen widersetzen, sein Kleinkind zuhause zu betreuen. Wer dies dennoch versucht, wird gesellschaftlich diskriminiert, wirtschaftlich ebenso. Finanzielle Unterstützung gibt es nur noch für jene Mütter und Väter, die ihre Kinder schon frühzeitig in die Krippe geben!
Verrückterweise wird daneben stets beschworen, wie viel die kleinen Kinder doch in den Aufbewahrungsanstalten fürs Leben lernen würden. Völlig ausgeblendet wird dabei die große Personalnot in derartigen Einrichtungen, wo es häufig mehr als zwanzig Kinder sind, die von ein, zwei Erziehern «verwahrt» werden- denn klar ist, dass dies weder etwas mit Förderung noch mit Bildung zu tun haben kann. Wer derartige Denkweisen berechtigterweise offiziell kritisieren will, kann sich warm anziehen. Denn es kann nicht sein, was nicht sein darf!
Weiter im Gedankenmodell: Da diese häufig fatale Aufbewahrungsanstalt dennoch weiterhin stoisch und gebetsmühlenartig von Ministern, Kanzlerin und Massenmedien als «Bildungsstätte« bezeichnet wird, welche für unsere Säuglinge ja «so wichtig» sei, wird es nicht mehr lange dauern, bis die Krippe zur Pflicht wird!
Da kommt die, wie jetzt von Manuela Schwesig und ihrer Chefin Merkel geforderte und gewiss bereits in Planung befindliche Kinderrechte-ins-Grundgesetz-Forderung doch gerade recht. Denn wenn die Krippe zum «Recht des Kindes für Bildung» betrachtet wird, dann könnten künftig Eltern sehr einfach gezwungen werden, ihre Kleinen früh in fremde Hände abzugeben. Wer es nicht tut, verstößt gegen die Kinderrechte im Grundgesetz! Ganz einfach. Und schon wären wir bei Margot Honecker und ihrer Vorgängerin, der Nazi-Kinderexpertin Johanna Haarer, die schon einmal, in den 1930er Jahren, von Adolf Hitler selbst zu einer vergleichbar zerstörerischen Familienpolitik verpflichtet wurde.
Wie schrieb die ehemalige Vorsitzende des Familiennetzwerkes Deutschland, Dr. Maria Steuer, 2009 so richtig: «Manipulation bezeichnet den bewussten und gezielten Einfluss auf Menschen ohne deren Willen, mittels absichtlicher Verfälschung von Informationen durch Auswahl, Zusätze oder Auslassungen, ist also eine bewusste Beeinflussung eines anderen Menschen, die diesem nicht bewusst wird. Würde ihm dies einsichtig, er würde sie ablehnen und derartige Methoden nicht akzeptieren. Propaganda, nicht wirklich von der Manipulation abzugrenzen, bezeichnet einen absichtlichen und systematischen Versuch, Sichtweisen zu formen, Erkenntnisse zu manipulieren und Verhalten zu steuern, und zwar zum Zwecke der Erzeugung einer vom Propagandisten erwünschten Reaktion«.
Frühkindliche Bildung! Fremdbetreuung für oft nur wenige Monate alte Säuglinge! Mit welcher Nachlässigkeit, mit welchem Desinteresse gehen Politik und Medien mit diesen wichtigsten Wurzelbildungen eines jeden Menschen um? Mit welchem Recht bestimmen sie einfach über das Wohl der Menschen hinweg, um seelenzerstörende, politische Doktrinen umzusetzen, oftmals gegen den Willen und gegen die Seelenempfindung der Mütter, Väter und der Kinder selbst? Mit welchem Recht erpressen Parteipolitiker die Eltern unseres Landes, ihre oft winzigen Kinder in fremde Hände geben zu müssen, da sie andernfalls in wirtschaftliche Verelendung fallen würden zwecks mangelnder staatlicher Zuwendungen?
Von einem menschenwürdigen Gesamtsystem, welches sozialpolitische Zuwendungen überflüssig machen würde, soll hier gar nicht gesprochen werden. Ebenso wenig soll hier diskutiert werden darüber, dass in einer tatsächlich gemeinnützigen Gesamtordnung die soziale Verwahrlosung vieler Eltern nicht vorhanden wäre.
Welche Folgen haben die derzeit herrschenden, rabiaten Methoden für die Kinder? Unendlich viel Seelenleid ist damit verbunden, und zwar bis ans Ende eines jeden Menschenlebens. Soll jetzt die Krippenpflicht eingeführt werden durch eine Grundgesetzänderung, die man «Kinderrechte« nennt?
Nur wer das Urvertrauen durch eine stabile Mutter –(und auch Vater)-Bindung erhält, ist ausreichend gewappnet für die vielfältigen Herausforderungen des Lebens. Ein Neugeborenes braucht in den ersten drei Lebensjahren nichts mehr als seine Mutter. Sie ist die Person, die ihn neun Monate lang unter dem Herzen trug, die ihn ins Leben brachte. Das Baby kennt Mamas Stimme, ihren Geruch, es braucht nichts mehr als ihre körperliche Nähe, ihre Muttermilch, all ihre Zuwendung und Liebe. Die beiden synergetisch Verbündeten brauchen sich so nötig, auch Mütter leiden oft ohne die Anwesenheit ihrer Babys, während sie «Karriere» machen müssen.
Nur durch verlässliche Nähe kann Urvertrauen des Kindes entstehen, kann sich das Selbstbewusstsein manifestieren, welches es sicher durch das ganze Leben trägt. Nur so kann es Bindungen aufbauen, die im Lebensverlauf wichtig sind für Glück und Harmonie. Weil Mama es ja Bindung lebendig gelehrt hat.
Der leider viel zu früh verstorbene deutsche Kinderpsychologe Wolfgang Bergmann schrieb unter anderem: « Die wichtigsten Personen der frühen Kindheit sind im Kern des kindlichen Selbst verankert, in seiner Sinneswelt, seinem Körperempfinden und all den vielen symbolischen Ordnungen (bis hin zur „Muttersprache“). Mama und Papa sind in gewisser Weise dieser Kern. Je verlässlicher sie in der Psyche verankert sind, desto intensiver und vorbehaltloser nimmt ein Kind jene komplexen Welterfahrungen auf. Je ungesicherter sie sind, desto mehr bleiben alle geistigen und sinnlichen Erfahrungen mit Hemmung und Angst behaftet. Früher nannte man so etwas Dialektik: Je zuverlässiger die vertrauten Bindungen, desto mutiger und intelligenter greift das Kind über sie hinaus und wird, indem es die Welt mit Sinnen und Verstand einatmet, immer autonomer, klüger, geschickter und kommunikativer. Eigentlich ist alles ganz einfach.»
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