»Deutschland sollte aufhören, ein besetztes Land zu sein«
Eva Herman
Ein interessantes Interview wurde vor wenigen Tagen veröffentlicht. Der deutsche Publizist Michael Friedrich Vogt hatte Mitte April 2017 in Moskau den stellvertretenden Vorsitzenden der russischen Duma, Wladimir Wolfowitsch Schirinowski, getroffen. Der Rechtsanwalt und Türkeiwissenschaftler ist Chef der liberaldemokratischen Partei und sitzt im russischen Parlament. Die Sichtweise vieler Russen, die Schirinowski hier vertritt, steht im konträren Widerspruch zu den Aussagen unserer bundesdeutschen Politiker und Medien.
Die Krim ist russische Erde, sie gehörte immer zu Russland
Zu den derzeit aktuellen Themen traf Schirinowski klare Aussagen, wie man sie in westlichen Medien nur zu selten hört. Zum Thema einer angeblichen Annexion der Krim vonseiten Russlands stellte der russische Politiker wörtlich klar:
»Die Krim ist russische Erde, sie gehörte immer zum russischen Reich oder der Sowjetunion. Und die absolute Mehrheit der Krimbewohner kehrte mit Vergnügen in die Struktur Russlands zurück. Es gibt keine Annexion. Wir haben kein fremdes Land erobert.
Ab dem Moment der illegitimen Teilung der UDSSR haben sie immer ihre Unabhängigkeit für sich reklamiert und haben stets die Rückkehr nach Russland gefordert. Das ging über 26 Jahre. Es gab keine bewaffneten Auseinandersetzungen während des Anschlusses der Krim. Und jetzt – überhaupt: Es herrscht eine vollkommene Feststimmung. Alle sind zufrieden, und das alles sind die Wünsche der Krimbewohner und der Bewohner unseres Landes.«
Die ganze Ukraine sollte zurückkehren
Michael Vogt sprach die aktuelle Lage in der Ukraine an. Die Antworten Schirinowskis klingen ähnlich gegensätzlich zum deutschen Massenmedien-Einheitsbrei, wie es schon zur Krim-Thematik und zu den deutschen Ostgebieten der Fall ist. Es sind Antworten, die wir hier in Europa wohl niemals zu lesen bekommen würden:
»Meine persönliche Meinung: Die ganze Ukraine sollte zurückkehren und Teil Russlands werden. Ein Gouvernment, wie es zu Zeiten des Zaren war. Wenn die Ukrainer das nicht wollen, dann wird das Land, wie in Afrika, zu einer Art Somalia: Krieg, innere Fehden, Provokation, nichts Gutes, weder für Russland, noch für Europa.«
Krieg – Es gibt einen solchen Plan
Unheilvolle Worte Schirinowskis folgten zur derzeitigen Lage Europas:
»Zwischen den bekannten deutschen Repräsentanten wird darüber gesprochen, dass es ein Szenario gibt, nachdem ein Krieg zwischen Russland und Deutschland auf dem Territorium der Ukraine – und zwar wegen der Ukraine – stattfinden soll. Es gibt einen solchen Plan. Der Krieg sollte schon im Sommer 2016 anfangen, er hat nicht angefangen. Jetzt planen sie ihn für den Sommer 2017.«
Schirinowski verurteilte die NATO-Osterweiterung, vor allem in den baltischen Ländern. Sie stelle eine immense Gefahr für den Frieden in Europa, ganz speziell für Deutschland, dar:
»Wir haben Deutschland gebeten, aus der NATO auszutreten. Und es würde ein großes Deutschland sein, ohne Besatzungstruppen, das demokratischste in Europa. Aber, nein! Und die DDR wurde hineingezogen, und sie alle zusammen sind jetzt in der NATO. Die deutschen Soldaten sind schon im Baltikum! Doch warum machen sie das? Dieser Krieg wird der letzte sein. Alles wird vernichtet. Ganz Europa wird vernichtet. Man sollte darüber nachdenken. Amerika ist weit weg. Und wir haben noch hinter dem Ural genug Territorium. Und was bleibt von Europa nach dem Krieg?«
Deutschland ist doch eine kluge Nation
Schirinowski erläuterte die seit nahezu 200 Jahren verursachten Störungen der russisch-deutschen Beziehungen durch Großbritannien, den USA und Frankreichs. Ihnen sei die russisch-deutsche Allianz ein Dorn im Auge, die zu friedvoller Macht führen und ihnen deshalb gefährlich werden könnte. Und so würden seit 200 Jahren Konflikte und Störungen produziert:
»Man soll damit Schluss machen. Deutschland ist doch eine kluge Nation. Es ist an der Zeit, sich endlich aus der Falle zu befreien, in die Deutschland seit fast 200 Jahren getrieben wurde und endlich mit Russland zusammenzuarbeiten.
Wir mischen uns nicht ein in die inneren Angelegenheiten Deutschlands. In erster Linie sollte es aufhören, ein besetztes Land zu sein und immer nach Washington zu fahren und um Erlaubnis nachzufragen. Es soll vollständig selbständig sein und ich bin sicher, dass die meisten Deutschen für ein Bündnis mit Russland sein werden anstatt für das Bündnis mit Amerika.«
Falls es dazu käme, dass das deutsche Volk Russland um Hilfe bäte, wie würde Russland entscheiden, fragte der Journalist schließlich.
Hilfe für Deutschland? Und Europa? Wir leisten jede Hilfe
Die Antwort Schirinowskis dürfte so manchem Hoffnung und Trost geben:
»Hilfe für Deutschland? Und Europa? Wir leisten jede Hilfe. (…) Es ist die Bestimmung Russlands, in kritischen Momenten Hilfe zu leisten bei der militärischen Lösung jedes Problems, jeder Frage.«
Schirinowski beendete das Interview mit der bereits zu Anfang erwähnten Thematik der deutschen Ostgebiete:
»Wir haben den Deutschen die östlichen Gebiete weggenommen und den Polen gegeben. Aus welchem Grunde befinden sich heute die Polen auf dem deutschen Territorium? Man kann alles Deutschland wiedergeben. Dabei können wir helfen. Beim deutschen Hafen Mehmel, Klaipeda, wir können dabei helfen, für Deutschland das ganze Preußen wieder herzustellen. Keiner hilft, nur wir!«
Zuerst erschienen bei Preussische Allgemeine Zeitung
Bildnachweis: Screenshot
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