Deutschlands Medien: Im Würgegriff der Macht
September 2014
Eva Herman
Unsere Welt liegt in Trümmern. Auch dem größten Optimisten dürfte das inzwischen klar sein. Auf der ganzen Welt herrschen heute Lüge, Krieg, Terror, Hunger, Gewalt, Elend. Über die Gründe könnte man viel schreiben, doch ich möchte mich nur auf eine Gruppe der wichtigsten Mitverursacher konzentrieren: Korrupte Journalisten. Ganz besonders in Deutschland. Anlass ist das soeben erschienene Buch des ehemaligen FAZ-Korrespondenten Udo Ulfkotte. Gekaufte Journalisten: Wie Politiker, Geheimdienste und Hochfinanz Deutschlands Massenmedien lenken. Der Autor nennt in unverblümter Offenheit Ross und Reiter in und hinter dem globalen Machtsystem, beschreibt geheime US-Zirkel, die das Medienkartell im Würgegriff haben: Bestürzend, katastrophal, erschütternd!
Wie stellte schon der ehemalige Chefredakteur der New York Times, John Swinton, im Jahr 1880 fest: „Das Geschäft von uns Journalisten ist es, die Wahrheit zu zerstören, freiheraus zu lügen, zu verfälschen, zu Füßen des Mammons zu kriechen und unser Land und seine Menschen fürs tägliche Brot zu verkaufen (…) Wir sind die Werkzeuge und Vasallen reicher Menschen hinter der Szene. Wir sind die Marionetten, sie ziehen die Schnüre und wir tanzen.“
Swintons Feststellung damals wurde zur Prophezeiung, die Ulfkotte heute, 130 Jahre später, vor dem ungläubigen Blick des Lesers ausbreitet: Das weltweite Mediensystem ist längst durchsetzt von Unwahrheit, Propaganda und Vertuschung, Deutschland scheint besonders betroffen zu sein.
Der Ex-Korrespondent der FAZ beschreibt in einem ausführlichen Unterkapitel die gewissenlosen Hebel, die schon vor über siebzig Jahren angesetzt wurden, um das „höhere Ziel“ einer Amputation der deutschen Identität“ zu erreichen. Niemals wäre dies ohne den „vollen Einsatz“ der Medien möglich gewesen, ohne ihre teilweise gewissenlose und stets konsequente Propaganda-Linie. Der Autor lässt den Historiker und Nato-Experten Daniele Ganser zu Wort kommen, der Deutschland aufgrund seiner Einbindung in das Militärbündnis als „Vasallenstaat der USA“ bezeichnet. Ulfkotte ergänzt: „In Wahrheit geht es bei den ganzen transatlantischen Organisationen nur um Unterstützungsmaßnahmen für die Nato. Und die wird von den USA angeführt. Deutsche sind da nur die Vasallen.“
Spannend nachzulesen sind die Verbindungen deutscher Journalisten und Politiker zu den US- gesteuerten, transatlantischen Bündnissen, die über eine Art globale Allmacht zu verfügen scheinen. Ob es sich um die elitären Geheimzirkel wie die Bilderberger oder die Atlantikbrücke handelt, oder um die noch weniger bekannte Trilaterale Kommission: All diesen verdeckt arbeitenden Ringen ist gemein, dass sie in ihren regelmäßig stattfindenden weltweiten Treffen die Netze immer enger knüpfen, um weitreichende politische Entscheidungen ihrer Auftraggeber, der globalen Finanzmacht, zu ermöglichen, die im Anschluss von den jeweiligen Politikdarstellern, den Verlagshäusern sowie Fernsehanstalten in die Tat umgesetzt werden müssen. Gleichgültig übrigens, ob die Bürger damit einverstanden sind (sie werden nicht gefragt), egal auch, ob es sich um für sie förderliche Maßnahmen (bislang niemals der Fall) oder um zerstörerische Entscheidungen (der Regelfall) handelt.
Wie gesagt, die Vertreter des hiesigen Medienkartells hängen an den Fäden der Großen wie willenlose Marionetten, Herz und Geist haben sie offenbar längst dem Mammon geopfert, der Sucht nach Geld, Prominenz und Anerkennung. Einige bekannte Namen aus einer ansehnlichen Liste dieser „Verräter“-Vertreter aus Politik und Medien, die Ulfkotte sorgfältig zusammenstellte, seien hier genannt, als da wären der frühere CDU Schatzmeister Walter Leisler-Kiep, der CDU-Politiker Friedrich Merz, Ex-Bundespräsident Richard von Weizsäcker, Ex-Kanzler Helmut Schmidt, Ex-Bundesminister Karl-Theodor zu Guttenberg, vonseiten der Parteienvertreter.
Aus den Medien sind gleich ganze Redaktionen mit Mitgliedern der geheimen Machtzirkel besetzt: „Doch nicht nur der umstrittene Josef Joffe (Mit-Herausgeber der Zeit), eine klagefreudige Spaßbremse, saß in der Vergangenheit bei den Bilderbergern mit am Tisch. Auch Zeit-Chef Theo Sommer sowie die Journalisten Matthias Naß (Zeit) und Christoph Bertram oder der Verleger Hubert Burda und Springer-Chef Mathias Döpfner hatten keine Berührungsängste mit den Bilderbergern,“ heißt es in dem Buch.
Wie betonte es der hier interviewte Medienfachmann Uwe Krüger, der zum Thema „Nähe der Journalisten zu den Bilderbergern und der Verschwiegenheit über die konspirativen Treffen“ folgendes feststellt? „Für eine gute Geschichte braucht man gute Quellen. Im Fall Bilderberg gibt es keine guten Quellen: Alle Teilnehmer haben versprochen zu schweigen, alle Nicht-Teilnehmer wissen nichts Konkretes. Normativ betrachtet sollte aber Bilderberg mehr in den Fokus der Öffentlichkeit kommen. Denn von hier geht „soft power“ aus, und hier werden globale Eliten sozialisiert und miteinander vernetzt.“ Wichtig ist in diesem Zusammenhang der abschließende Gedanke zum Thema: „Die Bilderberger sind eine Lobby-Organisation auf Nato-Kurs, welche die öffentliche Meinung im proamerikanischen Sinne beeinflussen soll.“
Doch all diese Machenschaften müssen sich eines Tages rächen. Der Verlust der Glaubwürdigkeit der Medien, die fatale Verliererrolle, in die diese zunehmend nun geraten, macht Ulfkotte an ganz unterschiedlichen Ursachen fest, die doch nur Bruchteile sein können, herausgebrochen aus einer riesigen Phalanx aus Korruption, Honorarhörigkeit, vorauseilender Liebedienerei, sowie der völligen Abwesenheit von für stabile Persönlichkeiten notwendigen Charaktereigenschaften wie Courage und Wahrheitsliebe: „Wen wundert es da noch, dass einstmals angesehene Medienunternehmen heute im Internet immer öfter als „Medienhuren“ bezeichnet und etwa das ehemalige Nachrichtenmagazin Spiegel dort jetzt den unrühmlichen Spitznamen „Der Speichel“ abbekommen hat?“.
Wer offenen Auges die Presseszene beobachtet, dem bleibt der fortschreitende Zerfall keineswegs verborgen, welcher ja bereits die Folge des unrühmlichen Tuns ist: Fast täglich erfahren wir von massivem Stellenabbau in Verlagshäusern und Rundfunkanstalten, „renommierte“ Tagesblätter werden eingestellt, abstürzende Verkaufszahlen und einbrechende Einschaltquoten vermeintlich wichtiger Informationssendungen schränken die Handlungsfreiheit der Berichtenden zunehmend ein und belasten ihr Selbstbewusstsein.
Daneben macht sich wachsender Unmut in den Reihen der Leser und Zuschauer breit: Proteste und Widerspruch ergießen sich massenhaft über die einstigen „Edelfedern“. Das Internet macht´s möglich! Und der Widerstand lohnt sich. Nur deswegen schritt kürzlich der ARD-Programmbeirat ein und rügte den eigenen Sender wegen einer fatal einseitigen Berichterstattung zum Thema Russland-Ukraine. Doch sowohl ARD-Programmdirektor Baumann als auch WDR-Intendant Buhrow wiesen die Kritik empört zurück. Tja, es muss offenbar wohl noch härter kommen für die Kollegen.
Es versteht sich übrigens von selbst, dass dieses bemerkenswerte Enthüllungsbuch von den Hauptmedien bislang so gut wie nicht erwähnt wurde.