Trotz Medienhetze: Musikstars Deutschlands halten zu Xavier Naidoo
Eva Herman
Man, ist das wohltuend. Endlich dreht sich etwas, wenngleich auch zögerlich. Während die Massenmedien den »umstrittenen« und »kruden« und »rechtspopulistischen« deutschen Sänger Xavier Naidoo wegen seines »rechtsideologischen« Songs Marionetten derzeit in Grund und Boden stampfen, während sich auch eine überschaubare Gruppe von Politikern negativ dazu äußert, scheint die deutsche Musikszene nahezu geschlossen hinter Xavier zu stehen. Welch eine schöne Überraschung.
Xavier Naidoo hatte den Song, gemeinsam mit den Söhnen Mannheims, kürzlich veröffentlicht. Hierin geht er kritisch mit dem derzeitigen politischen Establishment ins Gericht. So heißt es dort unter anderem:
Und etwas namens Pizzagate steht auch noch auf der Rechnung
»Wie lange wollt ihr noch Marionetten sein? Seht ihr nicht? Ihr seid nur Steigbügelhalter … Und weil ihr die Tatsachen schon wieder verdreht, werden wir einschreiten … Ihr seid so langsam und träge, es ist entsetzlich. Denkt, ihr wisst alles besser und besser geht’s nicht, schätz‘ ich… Als Volks-in-die-Fresse-Treter stoßt ihr an eure Grenzen… Und etwas namens Pizzagate steht auch noch auf der Rechnung. Und bei näherer Betrachtung steigert sich doch das Entsetzen…«
So viele »Nazis« und »krude Verschwörer« gab es noch nie
Soweit Auszüge aus diesem so »umstrittenen« Song. Wer sich in den Themen ein wenig auskennt, wird die verborgene Brisanz durchaus begreifen. Das meiste ist jedoch nicht verborgen, es ist ganz offensichtlich, und hat eine Menge mit künstlerischer Freiheit und freier Meinungsäußerung zu tun. Unsere abgerichteten Medien mögen solch selbständiges Denken gar nicht, aber das wissen ja nun auch längst die meisten Bürger: So viele »Nazis«, »Rechtspopulisten« und »krude Verschwörer« wie heutzutage gab es in einer Gesellschaft wohl noch nie. Viele halten deswegen den Mund, sie schweigen aus Angst, ausgeschlossen zu werden.
»Wo bleibt der Aufschrei«
Xavier Naidoo und die Söhne Mannheims tun dies nicht. Am vergangenen Samstag fragte BILD nach einer eigens durchgeführten, jedoch ganz offensichtlich misslungenen Umfrage, in leuchtender Schlagzeilen-Empörung: Wo bleibt der Aufschrei? So hatte sich die BILD-Unterhaltungsredaktion wohl eine Menge Arbeit gemacht, als sie die deutsche Musikszene durchtelefoniert – bzw. gemailt hatte. Doch so politisch korrekt sich mancher Star in letzter Zeit auch verhalten hatte (Campino, Wolfgang Niedecken, Die Prinzen, Til Schweiger), so ablehnend war jetzt die Antwort auf die geplante Kollektivverfolgung Xavier Naidoos.
Na gut, eine Ausnahme gab es schon, die sich auf sicheren Posten brachte und laut mit dem Mainstream heulte: Derzeitiger Publikumsgünstling Jan Böhmermann. Er hatte sich übrigens noch mehr Arbeit gemacht als BILD, um Xavier Naidoo und die Söhne Mannheims zu diskreditieren:
Jan Böhmermann: unappetitliche Gesinnungshetze
Böhmermann hatte gleich ein ganzes Video produziert, namens Hurensöhne Mannheims. Gespickt ist es mit hässlichen Diffamierungen und unappetitlicher Gesinnungshetze, anbiedernd in Sachen politischer Korrektheit und devoter Ehrehrbietung vor dem System. Nach Meinung Böhmermanns sollte das Ganze vielleicht lustig, kritisch und satirisch sein. So wie ja auch seine Kritik am türkischen Präsidenten Erdogan ehedem »wahnsinnig lustig« gewesen war. Meiner Meinung nach ist das alles einfach nur widerlich. Ein Defekt, ein Schaden. Das Machwerk wird deswegen hier nicht verlinkt.
Aber zurück zur aktuellen BILD-Umfrage in der deutschen Musikszene. Man befragte vor allem jene Musiker, die man, im Gegensatz zu Jan Böhmermann, als seit Jahrzehnten erfolgreiche Künstler bezeichnen darf. Sie sind also wirkliche Stars. BILD jaulte hier nun von einem antidemokratischen Hetz-Lied, man forderte empört Stellungnahmen der Künstler.
Die meisten Stars ließen das Management antworten
Spannend: Die wenigsten von ihnen antworteten persönlich, sie schoben ihr Management vor. Das tut man in der Regel vor allem dann, wenn man sich den löchernden Diskussionen mit den nach Sensationen gierenden Mainstream-Redakteuren persönlich nicht aussetzen möchte, die doch nicht selten recht ausgefuchste Fragesysteme anwenden, um einen schließlich doch noch aus der Reserve zu locken. Man darf nicht vergessen: Bei dem Thema Deutschland handelt es sich um ein immer stärker vermintes Gebiet. Aus diesem Stoff werden seit Jahren die meisten »Eklats« gesponnen. Wer lange genug im Business ist, weiß, dass man nicht in solche Fallen stolpern sollte.
Böhmermann und Adolf Hitler
Auch Jan Böhmermann hatte in seinem »lustigen« Videoclip den Wagen sofort in diese Richtung gelenkt, hatte also selbst schon den Boden bereitet für den »Rechtspopulismus«, die »kruden Formulierungen« des neuen Xavier Naidoo-Songs: Er zitiert hier als einen imiginären Musik-Kritiker einen gewissen Adolf Hitler: »Ich bin ja kein Nazi, aber ich finde die Platte echt stark.« Wie schon erwähnt, sooo lustig.
Hier eine Zusammenfassung der Antworten unserer Stars der deutschen Musikszene. Die meisten ihrer Äußerungen sind vorsichtig, dennoch lassen sie eine klare und, wie schön, eine einheitliche Linie erkennen
Reaktionen der Stars der deutschen Musikszene
Die Managements lehnten Stellungnahmen ihrer Stars ab u.a. aus folgenden Gründen:
Weil sie privat unterwegs waren, konnten sich folgende Künstler leider nicht zum Fall Xavier Naidoo äußern: Sasha, Herbert Grönemeyer, Nena, Peter Maffay. Roland Kaiser sei dagegen in Arbeit eingebunden gewesen, Wolfgang Niedecken ebenfalls, und auch der Musiker Rea Garvey. Keinen Kommentar abgeben wollten Sabrina Setlur und Moses Pelham. Die BILD-Umfrage unbeantwortet ließen Die Prinzen, Silbermondsängerin Stefanie Kloß, Campino von den Toten Hosen. Ausdrücklich nicht mit BILD sprechen wollte die Sängerin Judith Holofernes.
Til Schweiger mag Xavier Naidoo als Mensch aber sehr gern
Das Management von Til Schweiger soll sich per Mail geäußert haben: »Til hat den Song noch nicht gehört und leider gerade aufgrund seiner vielen Termine und Projektvorbereitungen auch keine Zeit. Daher kann er dazu nichts sagen. Generell mag er Xavier Naidoo als Mensch aber sehr gern.«
Und einige wenige Künstler äußerten sich am Ende doch noch persönlich, wie der deutsche Rapper Kool Savas: »Ich höre in dem Song Gesellschafts- und Politkritik, die jeder Bürger dieses Landes äußern darf, denn auch das gehört zum Leben in einer Demokratie. (…) Dass man Teile des präsentierten Politikschauspiels mit einem Marionettentheater vergleicht, ist, in Zeiten von steigender Armut und Unzufriedenheit im Volk parallel zu Lobbyismus und Vetternwirtschaft zwischen Staatsvertretern und Großkonzernen ein gelungenes Bild,« so BILD.
Cassandra Steen: »So wie ich Xavier kenne, ist das eine Ansage gegen Nazis. Der Text ist frei interpretierbar. Für mich geht das an alle, die gegen Ausländer sind. Missverständnis ist der Normalfall in der Kommunikation.«
Heino: Menschen wie Xavier Naidoo sollte man nicht bevormunden
Und als echter Freidenker schließlich stellte sich Deutschlands Urgestein heraus: Der fast achtzigjährige Heino, der schon lange sein 50-jähriges Bühnenjubiläum hinter sich hat und im Laufe seiner Karriere eine Menge Elend gesehen hat. Er hält unserer Gesellschaft lässig und entspannt den Spiegel vor und bringt zum Ausdruck, wie wahre Meinungsfreiheit funktioniert: »Über den Text kann man streiten. Einige Formulierungen gefallen mir auch nicht. Aber es muss trotzdem erlaubt sein, so etwas zu singen. Ich bin in meinem Leben auch oft beschimpft worden, nur weil ich Volkslieder gesungen habe. Das ist an mir abgeprallt, weil es genug Menschen gab, die diese Lieder hören wollten. Auch Xavier Naidoo ist ein Sänger, der in Deutschland eine große Hörerschaft hat. Diese Menschen sollte man nicht bevormunden.«
Bildnachweis: Screenshot ZDF
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