Alternativer Journalist steigt nach Antifa-Anschlag aus: »Werde mich dem Terror beugen«
Eva Herman
Das Aussprechen der eigenen Meinung wird offenbar immer gefährlicher, wer Augen hat, erkennt dies schon länger. Es folgt eine brandaktuelle Geschichte, die ein Seismograph auch für die Zukunft ist. So gibt der bekannte, alternative Autor und Blogger, Dr. Konrad Kustos, seinen Abschied aus der Öffentlichkeit bekannt. Er will nicht mehr schreiben. Grund: Kustos wurde offenbar schwer eingeschüchtert, er wurde Opfer eines Anschlags. Nun beuge er sich der Gewalt und werde fortan schweigen.
So hieß es gestern auf dem Portal geolitico, für das Kustos schon länger schreibt: »Über den Verlust an Demokratie zu schreiben ist eine Sache, ihn zu erleben eine andere. Vor einigen Tagen wurde ich Opfer eines Anschlags linksextremistischer Kreise. Auf meine Wohnungstür wurde in roter Farbe geschmiert: »Hier wohnt ein Nazi«, und mein Auto wurde fahruntauglich gemacht. Der materielle Schaden ist beherrschbar, der mentale nicht«.
Persönliche Schicksalsschläge lehrten ihn die »Demut vor der Gewalt«
Der Schock des Autors scheint tief zu sitzen. Er gibt den Kampf, den er jahrelang gegen Gewalt und Ungerechtigkeit führte, angesichts der selbst erlebten Ausübung von Macht gegen ihn jetzt auf. Zu seinem 2011 erschienenen Buch Chaos mit System: Die sieben Säulen des Niedergangs hieß es: Persönliche Schicksalsschläge lehrten ihn (K.Kustos) gleichzeitig die Demut vor der Gewalt der natürlichen und gesellschaftlichen Prozesse, die das menschliche Leben bestimmen.
Ob es »nur« die Schmierereien an der Haustür und das zerstörte Auto sind, oder ob es noch weitergehende Einschüchterungen gegeben haben mag, werden wir wohl so schnell nicht erfahren. Fakt ist, dass eine mutige Stimme künftig schweigen wird angesichts von Willkür und totalitären Methoden. Die folgenden Zeilen des promovierten Journalisten lassen jedenfalls Raum für Spekulationen, dass der Druck auf Kustos eventuell noch nicht beendet sein könnte:
»Meine körperliche Verfassung erlaubt mir nicht, den Kampf aufzunehmen«
»Der Hass und die Gewalt derjenigen, die sich für die Gerechten halten, sind in meiner persönlichen Lebenswirklichkeit angekommen, und ich weiß derzeit nicht, ob und wie es enden wird. Was ich weiß, ist, wie ich damit umgehen werde: Meine körperliche Verfassung erlaubt mir nicht, den Kampf aufzunehmen; ich werde mich dem Terror beugen. Von heute an schreibt Konrad Kustos nicht mehr in der Hoffnung, mich damit aus der Schusslinie der Intoleranz zu führen. Man möge mich der Feigheit bezichtigen oder dieses Statement als Ausdruck des Protestes betrachten, aber Fakt ist, diese Stimme für die Freiheit, für den geistigen Austausch und gegen Gewalt und Intoleranz verstummt ab heute. …«
Es lohnt sich, die Stellungnahme weiterzulesen, wo ganz richtig festgehalten wird, dass es sich bei dem Fall Kustos keineswegs um einen Einzelfall handele, sondern die Sache längst »System habe«. Kustos, der sich selbst als »ein leidenschaftlicher Verächter des Nationalsozialismus« bezeichnet, werde »kurzerhand zum Nazi umformatiert. ‚Hier wohnt ein Nazi‘. ‚Hier wohnt ein Jude‘«. Der Journalist, der seit vielen Jahren den Niedergang von Politik und Massenmedien beklagt, erhebt, wie er jetzt entschieden hat angesichts des Terrors, ein letztes Mal seine Stimme, um zu mahnen:
»Haltet den Nazi«
»Überall in der verblassenden Republik mehren sich sowohl die individuellen Rechtsbrüche gegen Andersdenkende als auch die Umformungen des Rechts durch den Überbau. Es ist ein Ausdruck von »Chaos mit System«, des Verfalls unseres Wertesystems, das ich in meinem gleichnamigen Buch vor knapp sechs Jahren präzise beschrieb und das immer noch ein Schlüsselwerk für denjenigen ist, der die Muster, die dem gegenwärtigen Niedergang zu Grunde liegen, verstehen will.
Die Gewerkschaft Verdi rief gerade ihre Mitglieder auf, Kollegen zu bespitzeln und beim Arbeitgeber zu denunzieren. Der Justizminister kreiert neue Gesetze mit Millionenstrafen, selbst für diejenigen, die Missliebiges nicht vorauseilend aus ihren Networks löschen; und die komplette Regierung versagt dem Grundgesetz und dem Geiste demokratischer Gesetze die Gefolgschaft. Wer für die AfD arbeitet, wird bei der Wohnungs- und Arbeitsplatzsuche diskriminiert, andere Dissidenten finden Kot in ihrem Briefkasten. Als einem das Auto mit Hakenkreuzen beschmiert worden war, staunte er nicht schlecht, den Vorfall bei der Polizei als rechtsradikale Straftat etikettiert zu sehen.«
»Ein leidenschaftlicher Verächter des Nationalsozialismus wird kurzerhand zum Nazi umformatiert«
Die Vorwürfe gegen den »leidenschaftlichen Verächter des Nationalsozialismus« kommentiert die derzeitige Situation in unserem Land weiter: »Nun also wird ein leidenschaftlicher Verächter des Nationalsozialismus kurzerhand zum Nazi umformatiert. ‚Hier wohnt ein Nazi‘. ‚Hier wohnt ein Jude‘. Wie sich die Bilder jenseits der Polaritäten gleichen. Die neuen Totalitären können und wollen nicht aus Geschichte lernen, weil es ihnen letztlich nur um ihr eigenes Wohlgefühl geht. Und deshalb rufen die neuen Nazis »haltet den Nazi«, denn was könnte besser von ihrem schmutzigen Tun ablenken, als dies«.
Selten werden die Methoden und Mechanismen so deutlich ausgesprochen, wie Kustos es hier tut, und wir sollten dem Journalisten viel Kraft und Schutz schicken, wenn wir sein Resümée zu Ende lesen, welches seinen Gegnern wahrlich nicht gefallen wird:
»Die offene Gesellschaft gerät in den Verschlusszustand«
»In zuvor nicht erwartbarer Harmonie arbeiten der Staat und das neue Milieu ausgerechnet mit den erklärten Feinden des Systems zusammen. Beispielhaft, wie die TAZ den Gegendemonstranten bei einer Anti-Merkel-Demo vorwarf, friedlich geblieben zu sein. Beispielhaft, wie ein Regierender Bürgermeister in Berlin geradezu zynisch die Organisation einer Trauerveranstaltung für die Opfer des islamistischen Anschlags am Breitscheidplatz islamistischen Organisationen überließ. Die Deutungshoheit liegt inzwischen weit (neu-)links der Mitte, und die Straßen gehören mehr und mehr demokratiefeindlichen Gewalttätern. Je mehr die Freiheit propagandistisch beschworen wird, desto mehr ist dies ein Mittel der Unterwerfung. Die offene Gesellschaft gerät in den Verschlusszustand«.
Kustos scheint in Betracht zu ziehen, dass die Täter, die ihn angriffen, eventuell sogar im eigenen Wohnhaus leben könnten. Keine angenehme Situation. In seinem Schlusswort richtet er einige Worte an diese, aufgeschrieben auf einem Papier, welches er, wie er schreibt, in seinem Haus öffentlich machte. Es ist hier nachzulesen, wie auch der gesamte Schluss-Artikel von ihm.
Unrecht bricht Recht, und die Gesellschaft schweigt nicht dazu: Sie applaudiert.
Als wolle Kustos sich für seinen Rückzug, für »sein Scheitern«, rechtfertigen, schreibt er am Schluss: »Mich macht das Ganze unsäglich traurig. Ein Leben der demokratischen Teilhabe, des Gedankenaustauschs und des Bemühens um Verbesserung der Zustände allgemein endet hier vermutlich, es bleibt ein Leben im Schatten – und selbst da gibt es keine Sicherheit mehr. Man mag es also Feigheit oder Fahnenflucht nennen, doch ich sehe mein Scheitern in erster Linie als Ausdruck eines dramatischen Verlustes der Freiheit dieser Gesellschaft. Einem einzelnen sind dann Grenzen gesetzt, solange dieser nicht bereit ist, sich in eine Opferrolle zu begeben. Deshalb siegt die Irrationalität und die Gewalt, die Gutmenschen triumphieren über die guten Menschen, doch am Ende haben alle verloren. Das Unrecht bricht das Recht, und die Gesellschaft schweigt nicht dazu: sie applaudiert.
Ich möchte mich bei allen Lesern bedanken für ihre Hinweise, Kommentare und persönlichen Botschaften. Ich danke auch all den großen Netzwerken, die meine Gedanken auf ihren Seiten transportiert haben. Und ich danke natürlich meinem großartigen Verleger und den Menschen in meiner Nähe, die mich mit Zuspruch, Mut und ihrer Mitarbeit motiviert und gestützt haben.
Man liest sich.«
Wir sollten den Fall Kustos nicht vergessen. Er steht ganz sinnbildlich für all die noch zu erwartenden Verwerfungen, an die sich der Großteil der Bevölkerung indes ohne Probleme zu gewöhnen scheint.
Bildnachweis: Konrad Kustos
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