»Hat Käßmann alle Deutschen als Nazis bezeichnet?«
Eva Herman
So fragt faktenfinder, das Tagesschau-Portal, das seit kurzer Zeit das Internet nach fakenews durchforstet und »aufklären« will.
Da haben Sie zunächst einmal Glück, Frau Käßmann, dass Sie von derart prominenter Seite Schützenhilfe erhalten. Das hätte ich mir 2007 auch gewünscht, zumal ich fast zwanzig Jahre lang in dem Laden gearbeitet hatte. Doch das Gegenteil war der Fall gewesen: Aufgrund einer dreisten fakenews der Mainstreammedien, ich hätte Hitlers Familienpolitik gelobt (es war genau andersherum: Ich hatte diese heftig kritisiert), verlor ich meinen Job als ARD-Mitarbeiterin.
Nun heißt es, Sie fühlten sich »zornig« und »hilflos«. Willkommen im Club, Frau Käßmann. Das ist wahrlich kein erhebendes Gefühl, wenn man sich nichts vorzuwerfen hat und trotzdem unbarmherzig als »Sau durchs Dorf gejagt wird«. Wenn man heftigen Gegenwind erfährt, wenn man der wütenden Willkür des »Packs« ausgeliefert ist und nichts daran ändern kann. Wenn fremde Leute zu urteilen wagen über das, was man angeblich gesagt haben soll, und wenn es dann ganz fies persönlich wird. Wenn man schon gar nicht mehr vor die Türe mag, weil die Diffamierungen auf offener Straße weitergehen.
Sie fühlten sich »zornig« und »hilflos«, Frau Käßmann. Weil Ihre Äußerungen aus dem Zusammenhang gerissen worden seien. Ja, ja, das kenne ich auch alles, so geht das nun einmal mit den fakenews. Allerdings sollten jene Leute, die sich jetzt als fakenews-Aufklärer für Sie aufspielen, sorgfältig aufpassen, dass sie in ihrem Eifer nicht gleich selbst wieder neue fakenews produzieren.
Denn nun schreiben die Autoren des Tagesschau-faktenfinders, Sie seien »Ziel einer Kampagne in den Sozialen Medien geworden«. Kampagne? Woher will man das denn wissen? Ist der Aufschrei wirklich verwunderlich? War es tatsächlich harmlos, was Sie da von sich gegeben haben? Wieso wundert Sie der (wohl kaum organisierte) Aufschrei der Bevölkerung?
Damit es richtig wiedergegeben wird und kein Zweifel an der Echtheit Ihres Zitats besteht, habe ich den folgenden Absatz 1:1 von der faktenfinder-Seite der Tagesschau kopiert. Doch irgendwie mag mir Ihre Äußerung nach dieser Erklärung immer noch nicht gefallen, Frau Käßmann, da Sie ganz offenbar etwas dagegen zu haben scheinen, dass eine Partei wie die AfD über Möglichkeiten zur »Erhöhung der Geburtenrate der einheimischen Bevölkerung« nachdenkt. Da heißt es:
Käßmann hatte in einer Bibelarbeit auf dem Kirchentag in Berlin die AfD scharf angegriffen. Deren Forderung nach einer »Erhöhung der Geburtenrate der einheimischen Bevölkerung« entspreche dem »kleinen Arierparagrafen der Nationalsozialisten: Zwei deutsche Eltern, vier deutsche Großeltern – da weiß man, woher der braune Wind wirklich weht«, so Käßmann auf der Veranstaltung. Diese Aussagen waren demnach direkt auf das familienpolitische Programm der AfD bezogen.
Frau Käßmann, seien wir einmal ehrlich: Wenn ein Volk sich keine Gedanken mehr darüber machen darf, wie es sich selbst durch eine Geburtensteigerung noch erhalten könnte (die Deutschen weisen die niedrigste Geburtenrate der Welt auf), dann ist dies meiner Meinung nach eine Form des Rassismus. Oder wollen Sie sagen, dass die Deutschen nicht gleichwertig zu betrachten sind mit allen anderen Völkerstämmen der Erde? Sollen die Deutschen Ihrer Meinung nach ruhig aussterben, damit andere den Platz einnehmen?
Es könnte ja durchaus sein, dass Sie die Sache genau so sehen, Frau Käßmann, denn so muss man nach der »Richtigstellung« Ihre Worte verstehen. Und ich wäre die letzte, die Ihnen Ihre eigene Meinung nicht zugestehen wollte. Allerdings, wenn dies wirklich so sein sollte, so dürfen Sie sich nicht wundern, wenn Sie auch weiterhin in den sozialen Netzwerken von wütenden Deutschen beschimpft werden. Denn bislang haben sich die Völker dieser Welt immer noch verteidigt vor Angriffen ihrer Existenz, dafür erfand man einst sogar das Militär.
Aber solche Gedanken mag man den Deutschen heute offenbar nicht mehr zugestehen, nachdem sie historisch derart versagt hatten, oder? Und damit wären wir dann wieder im Dritten Reich, über das Sie sich -in diesem Zusammenhang- zumindest missverständlich geäußert hatten.
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