Was ist mit den Musikern los – das große Schweigen
Insiderbericht von der Tontechnikerin Luise
Eine Haltung zu haben, politischer Natur, war immer salonfähig, früher gegen Atomkraftwerke, Rock gegen rechte Gewalt, gegen oder für die Flüchtlingspolitik, für das Klima, gegen das Baumsterben…und heute ? Das große Schweigen…………
Die Angst, zu erkranken, ist gerade jenseits der 70 jährigen Etablierten, groß.
Da wird eine Nachrichtensendung nach der anderen und jede Talkshow konsumiert, in der Hoffnung auf bessere News: Nämlich das Go für Konzerte!
Vor einem Jahr hatten sie noch den Slogan # Stay Home auf ihren Profilfotos, und das Maskentragen fanden die berühmteren unter den Musikern gar nicht mal so schlecht, nicht gleich erkannt zu werden, hat auch Vorteile.
Die bekannte Gruppe Deichkind wirbt inzwischen für den sofortigen , knallharten Lockdown, weil nur so Leben gerettet werden kann. Dafür werden die Mainstream Rapper nicht nur gefeiert, sondern auch hart kritisiert.
In den sozialen Netzwerken gibt es unter den Technikern, Musikern und Administrativen die Systemis und die Querdenker, wie in der Gesellschaft halt. Es wird nicht mehr nur diskutiert über diese oder jene Maßnahme, oder über Gelder, die fließen oder nicht, sondern was meines Erachtens viel schlimmer ist, wenn der ganze Frust ins Persönliche führt. Als Maßnahmenkritiker hat man sich ja schon fast daran gewöhnt, als rechtsradikal beschimpft zu werden, Schwurbelpopulist und Möchte-gern Rocker sind noch die harmloseren Beschimpfungen.
Einige wenige, die sich noch für Stream Konzerte begeistern ließen, natürlich auch wegen der Gage, sind nun wegen der Testpflicht, die für jede Probe angeordnet wird, abgetörnt und demotiviert.
Dass die Testerei zur Normalität wird, um sich zu treffen und proben zu dürfen, scheint für viele völlig ok, andere verzweifeln daran und lehnen ab. Und schon kann die ganze Band ihr StreamKonzert vergessen, wenn die Sängerin NEIN sagt.
Noch sind es die Tests, die entscheiden …
Man kann sich heute kaum vorstellen, dass noch letzten Sommer 2020 eine große Party anlässlich eines 50.Geburtstags eines bekannten Multiinstumentalisten auf einer Insel südlich Siziliens stattfand.
Neben Familie waren auch ca. 50 Leute eingeladen, ungefähr die Hälfte war aus Deutschland angereist. Große Freude schon auf den leergefegten Flughäfen, wo die einen oder anderen Musiker, Techniker aufeinander trafen. Corona war kein großes Thema, keine Testpflicht, kein Fiebermessen bei Ein-und Ausreise.
Es hieß zwar Maskenpflicht in Hotels und Geschäften, aber außer den deutschen Touristen hielt sich keiner dran.
Die Vorfreude auf eine drei- tägige Partysession mit Sonne, Meer, Pool, gutem Essen, Champagner und coolen Leuten, wo Corona endlich mal kein Thema sein sollte, war also immens.
Herrlich, endlich mal wieder unter normalen Menschen! Man umarmte und küsste sich und genoss endlich wieder das Leben!
Das Geburtstagskind hatte sich einige Highlights ausgedacht u.a. einen Besuch in einem der schönsten Restaurants der Insel.
Bevor das mehrere Gänge-Menü startete, versammelte man sich im Hof zur Begrüßung auf ein Glas Champagner. Ein weiterer Musikerkollege, der ebenfalls auf der Insel sein Haus besitzt, stieß mit seiner Freundin und seinem Sohn, ebenfalls Musiker, dazu.
Umarmung hier, Küsschen da, für die, die auf der Insel leben.
Für die aus Deutschland , die Superspreader, wurde mit der Hand ein deutliches Stoppzeichen entgegengebracht , mit den Worten: Bitte Abstand , ihr aus Tönnies Land! Zuerst dachten wir noch an einen schlechten Witz, aber er meinte das wirklich ernst!
Keiner konnte das wirklich glauben, was er da gesagt hatte und wie er sich verhielt. Natürlich hatte kaum einer Lust, sich mit Abstand ernsthaft mit ihm zu unterhalten, geschweige denn an einem Tisch zu sitzen.
Sein Sohn startete immer mal wieder den einen oder anderen Versuchn zu erklären, warum social distancing so wichtig ist, das Virus einzudämmen, zog aber genüsslich am gemeinsamen Joint, der irgendwann rumging.
Die Spaltung ist schon längst in der Musikbranche angekommen, einer Branche, der man mehr Zusammenhalt zugetraut hätte.
Danke Xavier Naidoo für großes mutiges Songwriting, danke Julia Neigel für dein Engagement ( u.a. als Sachverständige für den Kulturausschuss des Bundestages ), danke Martin Kilger für den Mut zu prozessieren gegen 2 Bundesländer für ausgefallene Konzerte ( dazu später mehr), danke Michy Reincke für deine Recherchen, danke Alex Olivari, danke Nina Hagen und danke Nena, dass ihr Euch positioniert und aufsteht!
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