Erinnerungen an Deutschland
September 2016
Eva Herman
Es ist schon merkwürdig: Gehen wir durch irgendein Land dieser Erde, so finden sich auf zahllosen öffentlichen Plätzen und in den bekannten Museen beeindruckende Denkmäler, Schriften und Bilder ehemaliger, großer Persönlichkeiten. Die jeweiligen Bürger ehren ihren einstigen Landsmann um seine kulturellen, sozialen oder politischen Verdienste, sie sind stolz auf ihn und wollen es auch sein.
In Büchern, in der Geschichte, in Kulturveranstaltungen werden diese Vorzeigepersonen immer wieder präsentiert, ihre Jahres – bzw. Geburtstage werden nicht selten zu prunkvollen, öffentlichen Feiern gestaltet. Ebenso trifft der, welcher häufig auf Reisen ist, nicht selten anerkannte Menschen, die sich mit der Geschichte, der Kultur und der Tradition ihrer Heimat identifizieren, die diese ehren und pflegen. So geht es nahezu überall auf der Welt zu.
In einem Land aber erscheint alles anders: in Deutschland. Obwohl es massenhaft verdienstvolle Persönlichkeiten der Vergangenheit aus Kunst, Musik, Literatur und Politik gibt, findet heute nur noch selten eine glanzvolle Ehrung derselben statt. Was um die Heimat geht in Wort und Bild, um die Heimat Deutschland, wird, im Gegenteil, nicht selten sogar herabgewürdigt als „Nazi-Gedankengut“, selbst wenn es lange vor dieser unrühmlichen Geschichtsepoche entstanden war. Wer einst Gutes, Aufbauendes, Schönes und Wertvolles erschaffen oder erfunden, über den geht es heutzutage nur noch vereinzelt.
Doch etwas anderes geschieht, etwas Seltsames, Unerklärliches: Es sind die üblen Dinge, die bösen Sachen, genau jene Dinge, über die man eigentlich lieber den Mantel des Schweigens decken würde, welche stets und ständig, ja, immer und immer wieder, zum Vorschein kommen sollen. In Funk, Fernsehen, Büchern, Events, geht es meist nur noch um das dunkelste Kapitel des Landes, vor allem auch um die eigenartigen Zerrbilder der politischen Folgen daraus, wie wir gleich noch sehen werden.
Wohlgemerkt, hier sollen keine Taten schöngeredet und keine Schuld abgewiesen werden. Und es ist nur richtig, dass man die Geschichte seines Landes im Auge behält, um stets und immer daraus zu lernen, im Guten wie im Schlechten. Doch sind es nur zähe Entwicklungen in allen anderen Ländern der Welt, wenn es um die Zugeständnisse historischer Missetaten geht, denken wir nur an Hunderte Millionen ermordeter indigener Urbewohner des einstigen Nord-und Südamerika, Australiens, Asiens usw. durch europäische „Herrenmenschen“; oder nehmen wir die Kriege des westlichen Kriegsbündnisses in Jugoslawien, Irak, Libyen, Afghanistan, Syrien, Somalia usw., die ebenso Millionen Todesopfer forderten. Diese werden unseren Mainstreammedien in den staatlichen Abendnachrichten jedoch sogar noch als notwendig erklärt, ungeachtet der Not und des täglichen Elends, welches in unsere Wohnstuben flimmert, ungeachtet auch immer neuer Tote, die es täglich zu beklagen gibt.
Nein, mit diesem Deutschland steht es schlecht, es läuft etwas gewaltig schief. Keine Ehrungen mehr für deutsche Verdienste nahezu jeder Art, auch im handwerklichen Bereich sowie in der deutschen Ingenieurskunst werden gerne nur noch Fehlleistungen berichtet. Stattdessen findet sich immer öfter, ganz sichtbar und öffentlich, eine Art Eigenhass, der nur noch betroffen machen kann.
Eine offensichtliche Charakterwäsche hat uns Deutsche in den letzten Jahrzehnten geprägt, die inzwischen einer Todessehnsucht gleichkommt. Selbst in hohen politischen Einrichtungen findet der Zersetzungsprozess statt. So war es die derzeit amtierende deutsche Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth selbst, die vor der Parteizentrale der Grünen in Berlin, dort also, wo üblicherweise die Deutschlandflagge wehen sollte, eine Regenbogenfahne aufhängen ließ mit dem markanten Spruch: Deutschland, Halts Maul! Ebenso marschierte dieselbe Politikerin bei öffentlichen Antifa-Veranstaltungen hinter riesigen Bannern mit der Inschrift: Deutschland, verrecke!, und: Deutschland, Du mieses Stück Scheiße, her. Kaum jemand in den Massenmedien nahm Anstoß daran.
Ist die Ausländerfeindlichkeit, also die Feindlichkeit vieler Ausländer gegen Deutsche, da nicht nur noch eine logische Entwicklung? Wie soll ein Volk geliebt werden, welches sich selbst immer mehr zu hassen scheint? Die größte Feindseligkeit geht in diesem Land ganz offenbar vom eigenen Volk sowie der dazu angepassten Bevölkerung (das kann man sehr wohl unterscheiden) aus. Wie lässt sich diese Verwirrung aber erklären?
Ein Versuch: Jeder Mensch auf dieser Welt hat zwei Elternteile, Vater und Mutter. So ist nun einmal die Schöpfung angelegt, auch wenn man diesen Vorgang durch eine reine Zeugungsdiskussion zu verwischen versucht. Man verfügt somit auch über vier Großeltern und acht Urgroßeltern usw. Da man im Durschnitt sogar von mehr als einem Kind pro Elternpaar ausgehen kann, kommt hier eine große Gruppe von Vorfahren zusammen, mit denen man verwandt ist. Die Wahrscheinlichkeit liegt bei 100 Prozent, dass sich unter diesen Vorfahren auch einstmals Schwerkriminelle befunden haben mochten, man muss meist nicht einmal weit zurückforschen. Es stellt sich nun die Frage, ob ich genau diesem Verbrecher unter meinen Vorfahren nun einen ganz besonderen Platz in meiner persönlichen Historie einräumen will.
Ich könnte z.B. Fotos von diesen Kriminellen in meiner Wohnung aufhängen oder mir kleine Skulpturen anfertigen, die ich dann überall gut sichtbar als Denkmal für meine Familie aufstelle. Tut man das in der Praxis wirklich? Natürlich nicht, besonders dann nicht, wenn man in derselben Familie gleichzeitig über wunderbare Ausnahmepersönlichkeiten verfügt, wie Dichter, Denker, Künstler, Handwerker oder auch Widerstandskämpfer, die sich gegen totalitaristische Systeme erhoben und vielleicht sogar ihr Leben dabei verloren haben.
In jedem Land dieser Welt suchen die Menschen akribisch nach solchen Vorfahren, den Freiheitskämpfern ihrer Heimat, die sich für die Gerechtigkeit stark machten, und sie präsentieren sie voller Stolz. Und selbstverständlich sucht man die dunklen Gestalten der Vorzeit zu vergessen.
Wie gern lese ich die großen Meister, die Deutschland in seiner langen bewegten Geschichte hervorbrachte. Hochentwickelt ist sie, die deutsche Sprache, gerade wegen der Schopenhauers, der Eichendorffs, Morgensterns und Heines. Doch wie oft wird überhaupt noch über diese großen Genies, zu denen auch Goethe und Schiller gehörten, berichtet? So gut wie nichts erfährt man noch über die deutschen Dichter und Denker, weder in Schule und Politik, noch in den öffentlichen Medien. Stattdessen zeigt man uns permanent Reportagen über die dunkle Nazi-Zeit.
Die Deutschen werden durch diese Propaganda permanent als kriegswütiges Volk dargestellt, obwohl die Statistik zeigt, dass gegenüber anderen europäischen Staaten Deutschland bei der Anzahl der Angriffskriege eher keinen Spitzenplatz belegt. Da lohnt sich der Vergleich durch ein Studium der Geschichtsdaten durchaus. Ich weiß nicht, wie es mit der Geschichte der Deutschen weitergehen wird. Doch angesichts der täglich wachsenden Überfremdung, gegen die ebenso kein Wort geäußert werden darf, wird es mir leider immer mulmiger.
Dieser Artikel erschien zuerst in der Preussischen Allgemeinen Zeitung
Bildnachweis: optikfluffel/Flickr (CC BY 2.0), zugeschnitten 16:9