Europawahl: Was ist eigentlich links und rechts?
Mai 2014
Eva Herman
Während ich diesen Text schreibe, zählen wir nur wenige Tage bis zur Europawahl 2014. Die Berichterstattung im Vorfeld ist beeindruckend, überall werden wir mit bunter Wahlwerbung konfrontiert: Linke, Rechte, Grüne, Rote, Schwarze usw. preisen sich an. Auffällig: Die Sorgen und Ängste der Regierenden und Oppositionellen klingen immer öfter durch, denn sie spüren: Da ist etwas im Gange…Verlieren sie die Gefolgschaft?
Nie zuvor sind sich die Mächtigen der Politik-Elite ihres Erfolges so unsicher gewesen wie heute: Man hat die Gespenster rechts und links in Stellung gebracht, an dieser Linie entscheidet sich nun, wer für oder gegen das System ist. An diesem Punkt entscheidet sich in diesen Tagen offenbar das gesamte Schicksal Europas! Wir wollen darüber nachdenken, was diese Begriffe bedeuten, welche Berechtigung sie in Wahrheit haben.
Was die offiziellen Deutungsbegriffe rechts und links angeht, so geht es in Frankreich, England, Italien, Ungarn, Österreich und weiteren Ländern seit einiger Zeit hoch her: Die EU-Kritiker stehen auf der Matte, Euro-Gegner formieren sich, sie alle eint der Gedanke: Schluss mit dem Zentralisierungswahnsinn in Brüssel! Sie wollen ihre natürlichen, die nationalen Rechte zurückhaben, möchten ihren Anspruch auf eigenständiges, regionales Leben zurückerobern, und sich nicht von den ungewählten Politikern Brüssels zentral kaputt regieren zu lassen. Sie erkennen, der EU-Zug hat an Fahrt aufgenommen: Was heute an nationalen Völkerrechten einfach gestrichen wird, ist morgen uneinholbar verloren. Die Menschen beginnen zu kämpfen, für ihre Heimat, für ihr Recht auf ihr Land, für ihre Sprache, ihre eigene Mentalität, ihre Zukunft! Und die wollen sie selbst bestimmen, handelt es sich hier doch einzig und allein um IHR Leben.
Und auch in Deutschland zeigt sich vor der Europawahl eine gespaltene Situation: Etablierte Parteien, die seit Jahrzehnten das Heft in der Hand hielten, können sich nun nicht mehr sicher sein, das Volk wendet sich zunehmend ab. Dafür erhalten kleine konservative Parteien Zulauf. Die Etablierten strickten in der Vergangenheit am großen Modell der Europäischen Union eifrig mit, mal von der Regierungsbank aus, dann wieder als Opposition. Doch sprachen sie dabei die ganze Zeit von Europa: Und stifteten damit Verwirrung. Denn die meisten Menschen im Abendland sind zwar klar FÜR Europa, für eine gemeinsame Grundlage von Kultur, Tradition und Vielfalt, im richtigen Sinne allerdings. Doch sprechen sich diese Menschen gleichzeitig gegen das EUngeheuer in Brüssel aus, welches mit seinem Gleichmachungswahn ihre Lebensformen beschneidet und ihnen die Identität raubt.
Gerade für diese Haltung werden die Menschen von der Politik und den Systemmedien als rechts bezeichnet. Letztere helfen nicht, die auffallend unterschiedlichen Begriffe EU und Europa sauber zu erklären. Die offizielle Lesart lautet platt: Bist Du gegen die EU, so bist Du gegen den Euro, und damit bist Du gegen Europa! Das bedeutet ganz klar: Du bist rechts!
Und was geschieht weiter? Die Regierungsoberhäupter und ihre Medienleute erheben die Begriffsverwirrung über sämtliches Geschehen, um mit diesem Werkzeug die Stimme der EU-Gegner (es handelt sich übrigens um die überwältigende Mehrheit der Bürger Europas) schnell und wirksam zu eliminieren: Diese werden einfach als rechts abgeurteilt, als rechtspopulistisch, als rechtsextrem. Diese Begriffe werden im Moment des Aussprechens bereits mit dem unrühmlichsten Teil der deutschen Geschichte eng verknüpft, und schwupp, gehört man auch schon dazu.
Flugs wird man, aufgrund einfach überzeugter, sachlicher Kritik an dem ja schon sichtbar zusammenbrechenden System, auf diesem Wege automatisch zum geschichtlichen Mittäter abgestempelt, der jetzt besser den Mund halten sollte, wenn er keinen Ärger will. Währenddessen erfüllen die systemtreuen Medien ihren Auftrag, um unterstützend diesen Eindruck zu verfestigen. Und so wird so manch braver Bürger über Nacht zu einem Rechten, zu einem Rechtsradikalen, zum Nazi diffamiert. Ist man heute also schon ein Nazi, wenn man seine Kultur verteidigt?
Gleichzeitig dürfen die Linken angriffslustig auftreten. Sie haben wenig zu befürchten. Denn sie sorgen sich nicht um den Erhalt ihrer Traditionen, sie pfeifen drauf! Sie suchen keine individuelle Kultur, denn sie glauben, alle Menschen seien gleich. Sie finden das Deutsche peinlich, wollen ihre Identität lieber heute als morgen loswerden. Deswegen werden sie auch von den Mächtigen unterstützt, die mit der Brüsseler Zentralregierung die Hoheit über Gesamteuropa wollen, ohne deutsche, ohne individuelle, ohne irgendwelche Eigenheiten. Und so randalieren die Linken munter drauf los, sie greifen rechte Bürger an, rhetorisch wie auch körperlich, sie zünden Autos an, werfen Farbbeutel auf Häuser und Eier auf Menschen.
Links gegen rechts. Ist das alles noch zeitgemäß? Wohl nicht, denn die Begriffe stimmen ja nicht mehr, sie stehen nicht richtig, werden falsch ausgelegt, vollkommen umgedeutet. Wer seine kulturelle Identität wahren will, ist rechts? Ja, warum denn eigentlich nicht? Schauen wir uns einmal die beiden Begriffe rechts und links noch genauer an, was bedeuten sie denn im ursprünglichen Sinne?
Der Begriff rechts entstammt dem indogermanischen Wortstamm reg, welcher die sprachgeschichtliche Wurzel darstellt für folgende Ausdrücke: sich aufrichten, recken, geraderichten, aufrichten. Wer sich zum Beispiel die Semantik zur allgemeinen Rechtsprechung anschaut, findet hier den Begriff rechts außerordentlich ausgeprägt: Rechtsordnung, Recht und Gesetz, das Rechte wollen, das Richtige u.v.m. Es passt also genau zusammen, wenn wir den ursprünglichen Wortstamm reg zugrunde legen. Rechts hat durchweg eine positive Begrifflichkeit. Schauen wir noch einen Schritt weiter:
Des Menschen Tat-und Arbeitshand ist allermeist die rechte. Ausnahmen bestätigen die Regel. Es ist also nicht die linke Hand. Wer seine Kleidung falsch herum anzieht, trägt sie links. Wer sich falsch bewegt, ist linkisch. Wer gegen andere Menschen hintertrieben agiert, wird als linker Vogel bezeichnet, der jemanden linkt, also betrügt. Das neuhochdeutsche links stammt aus dem mittelhochdeutschen linc, lenc. Die ursprüngliche Bedeutung war ungeschickt.
Übrigens wächst die Zahl jener Regionen in Europa, die Unabhängigkeit, also ihre nationale Identität, anstreben, rasant. So wollen sich zahlreiche Schotten vom Vereinigten Königreich abspalten. Ebenso strebt Katalonien seine Unabhängigkeit von Spanien an. Im März stimmten über zwei Millionen Einwohner der Region Venetiens für die Loslösung Roms, das waren fast neunzig Prozent. Ebenso sprechen sich immer mehr Sarden für die Unabhängigkeit Roms aus, und selbst in Sizilien gibt es zunehmende Strömungen dafür. Belgien ist inzwischen in Flamen und Wallonen aufgeteilt, auch in der Bretagne gibt es Loslösungswünsche von Paris. In Südtirol gärt es schon lange, ein unabhängiger Freistaat wird hier von den EU-Gegnern ins Visier genommen… Und so weiter….Europa 2014: Ein Kontinent voller rechter Bürger? Warum eigentlich nicht?