Weihnacht: Das Fest der Liebe
Weihnacht: Heilig ist das Gedenken dieses Tages; denn groß war der Augenblick, als einst der Gottessohn auf diese Erde kam. Gewaltig für die Menschheit und die ganze Schöpfung. Ein Jubilieren zog durch alle Sphären.
Aus dieser hohen Freude heraus beglückwünschten sich die Menschen an jedem wiederkehrenden Gedenktage des herrlichen Ereignisses und teilten Gaben aus, um auch in Anderen Freude zu erwecken. So war der Anfang!
Heute aber gilt das Fest den Menschen oft nur noch als Gelegenheit zum gegenseitigen Beschenken. Darauf allein ist jeder Sinn gerichtet, wochenlang. Tiefer dringt es in die Menschen selten nur ein. Ein Fest der Kinder wird es allenfalls noch in Familien genannt, während die Eltern in Erinnerungen an die eigene Kinderzeit neben dem geschmückten Baume stehen.
Wer denkt dabei noch an den eigentlichen Sinn des Festes, an den tiefen Ernst, der zu dem Feste Anlaß gibt? Wer nimmt die Gabe, die ihm der Erlöser brachte, und rafft sich unter dem leuchtenden Baume straff empor mit festem Vorsatze, in Zukunft dieser Wahrheit nachzuleben, damit auch ihm die Morgenröte geistiger Freiheit leuchten kann? Suchet darnach, geht von Haus zu Haus, von Ort zu Ort!
Weihnachten: Sternstunde für die ganze Menschheit. Der berühmte österreichische Schriftsteller Stefan Zweig beschreibt im Vorwort seines Buch mit dem Titel: »Sternstunden der Menschheit«, was er unter einer »Sternstunde« versteht. Er sagt: »Was ansonsten gemächlich nacheinander und nebeneinander abläuft, komprimiert sich dann in einem einzigen Augenblick, der alles bestimmt und alles entscheidet: ein einziges Ja, ein einziges Nein, ein zu früh oder ein zu spät macht diese Stunde unwiderruflich für hundert Geschlechter und bestimmt das Leben des Einzelnen, eines Volkes und sogar den Schicksalslauf der ganzen Menschheit.«
Was an Weihnachten geschah, kann daher als »Sternstunde der Menschheit« beschrieben werden. Weihnachten ist aber nicht nur eine Sternstunde unter vielen anderen Glanzpunkten am Horizont der Geschichte. Weihnachten ist die Sternstunde der Menschheit in Gänze. Weihnachten ist der Zeitpunkt, der zum Angelpunkt und Wendepunkt der Geschichte wurde und die Weltgeschichte in eine Zeit vor Christi Geburt und eine Zeit nach Christi Geburt einteilte.
Einige Sterndeuter aus Babylonien gehörten einst zu den ersten Zeugen der großen Sternstunde der Menschheit, die wir »Weihnachten« nennen, was ja eigentlich heißt: die Weihenacht, die geweihte Nacht.
Die Sternenkundigen waren aus ihrem Heimatland aufgebrochen und hatten den über 800 km langen Weg von Babylonien nach Israel auf sich genommen. In Jerusalem angekommen, gingen sie sofort in den Palast des Königs Herodes und ließen fragen: »Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern gesehen im Morgenland und sind gekommen, ihn anzubeten.«
Die Sternstunde der Menschheit: Die Geburt Jesu vor über 2000 Jahren. Eine seiner wichtigsten Botschaften lautete: »Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst«. Wer nach diesem Grundsatze handelt, der kann ja nichts mehr falsch machen, und dessen Leben könnte immer nur noch künden von Glück und Frieden. So einfach wäre das alles eigentlich für uns Menschen.
Weihnachten ist das Fest, das unter dem Strahlenden Stern der Liebe gefeiert wird, und das uns jedes Jahr aufs Neue mahnen will: »Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst«. Und wir? Nehmen wir dieses Geschenk aus lichten Höhen an?
Gewiss: Wir sitzen beglückt im gleißenden Licht dieser außergewöhnlichen Tage, unsere Herzen sind im Schein leuchtender Kerzen und heiligem Engelsgesang selig geöffnet wie nur selten, das Licht der Liebe findet in diesen Momenten Einzug in unseren sehnsüchtig harrenden Geist. In diesen kurzen Augenblicken spüren wir, welche bedeutsame Wirkkraft dieser wichtigste Satz des Gottessohnes birgt: Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst…
Und während diese Botschaft uns noch tief erfüllt und wir glücklich auf die Menschen um uns herum blicken, während die folgenden Tage das Fest der Weihenacht allmählich schon wieder beschließen, beginnt die Botschaft der Nächstenliebe in unseren Herzen bereits zu verklingen, im Alltage zu verblassen.
Könnten wir sie nicht einfach festhalten und in unsere Herzen einmeißeln? Für immer und ewig? Ist es wirklich so schwer, diese Aufforderung in unser tägliches Leben wie selbstverständlich zu tragen und zu bewahren?
Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst, das heißt: Gib ihm ein Lächeln, genau in jenem Moment, wo er es bedarf. Ein aufmunternder Blick hat so manch verzagte Seele schon erwärmt und froh gemacht.
Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst: Tu ihm nichts an, was auch Du nicht erleiden möchtest: Respektiere Deinen Nächsten, wahre seinen Ruf und seine Ehre. Freu Dich mit ihm über seinen Besitz. Zeig ihm, dass er wichtig ist. Und warte nicht darauf, dass er den ersten Schritt tut. Denn, auch diese Weisheit stammt vom Gottessohne: Geben ist seliger denn nehmen.
Wissen wir nicht alle, wie wohl es unserer Seele tut und wie sie zu schwingen beginnt, wenn wir anderen Menschen helfen dürfen? Wie unser Herz genesen kann in schwerster Zeit, wie es leicht wird um uns herum und wie unser Geist emporsteigen möchte?
Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst. Dieser Satz krönt das Weihnachtsfest in jedem Jahr aufs Neue. Er gibt uns abermals die große Gelegenheit, selbst Aufschwung zu nehmen, die Wahrheit nach und nach in uns lebendig werden zu lassen, um derentwillen Christus in diese Welt gekommen ist.
Diesen Willen unseres Schöpfers zu erfüllen, um mit ihm zu gehen, ist die größte Lebenskunst; denn es bringt mit sich das große Dienen, das in Wirklichkeit zum Herrschen wird, weil durch die rechte Einstellung auch alle Kräfte mit uns gehen, niemals wider uns zu sein vermögen!
Uns trifft dann kein Leid mehr, kein Ungemach, und jauchzend gehen wir den Weg, der uns ins lichte Reich unseres Schöpfers führen muss!
Nutzen wir doch dieses Weihnachtsfest jetzt, wagen wir ihn endlich, den Aufstieg nach oben.
Verfasser unbekannt
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